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Renate Kelletat

Redender Klang - klingende Rede

Rhetorische Elemente
in barocker Blockflötenmusik

Titelbild_ERTA

1. Oktober 2010

 

 

Aus der Ankündigung:

 

 

Wenn man eine Komposition so gut verstehen will, dass man sie spielen könnte, braucht man außer seiner Intuition einige Hilfestellung. Natürlich braucht man einen guten Lehrer, der einem dazu verhelfen kann, das, was man erkannt hat in die Tat, ins Spiel, umzusetzen. Und wie kommt man zum Erkennen und zum Verstehen?

Für den Fall, dass die Komposition, die man erkennen und verstehen will, eine barocke ist, also eine solche, in der der General Bass große Macht besitzt, müsste man über eine Grundausrüstung --und wenn es geht über mehr-- in Harmonielehre verfügen. Die allgegenwärtige Frage „wo kann ich denn atmen“ ist oft schon beantwortet, wenn man weiß, wo man bestimmt nicht atmen kann, und das diktiert meist der General B., indem er deutlich sagt, wie es sich mit der musikalischen Interpunktion in der Klangrede verhält. Mattheson hat dazu 1739 viel praktisch Verwertbares erzählt.

Eine andere Hilfe kann sein, in einer Komposition, z. B. dem Satz einer barocken Sonate, den Aufbau einer gut gestalteten Rede wahrzunehmen und deren entsprechende Teile als vergleichbar zu erkennen, als da z.B. sein können: eine Begrüßung und Einleitung, das Vorstellen eines Gedankens, ein ausführliches Reden über denselben, Zweifel und Widersprüche am Grundgedanken und zum Inhalt des Gesagten, eine Bestätigung der Richtigkeit des zuvor Gesagten und ein ordentlicher Schlussteil, z.B. eine Verabschiedung. 

Und wenn man in der musikalischen Rede etwas Besonderes findet, etwa einen abwärts gerichteten chromatischen Gang oder eine harmonisch/melodisch verwirrende Situation, so dass man zweifelt, ob das so gemeint ist und nicht sicher ist, wie es weitergehen wird, oder dass es einen verblüfft, dass etwas mit Sicherheit Erwartetes nicht oder ganz anders eintritt, oder wenn man das Gefühl hat, die Aussage des Satzes habe den Faden verloren, man schwebe ein bisschen, bis man wieder auf sicheren Boden kommt, wenn man also Trauriges, Unerwartetes, Zweifelhaftes, Amüsantes etc. erlebt, dann verursachten das wahrscheinlich die Figuren. Und mit einigen von ihnen wollen wir uns beschäftigen, um sie erkennen und ihre Hilfestellung fürs Spielen nutzen zu können.

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